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Farbe im Krankenhaus

Farbige Welt
Wir erleben stetig wach oder im Traum eine farbige Welt, ohne uns dessen bewusst zu sein. Farben sind Ausdruck von Lebenslust und persönlichem Stil und ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation. Die Farben eines Landes oder einer Fußballmannschaft sind Identifikationsmerkmale sozialer Gruppen und spielen somit als Informationsträger eine wesentliche Rolle.

Das Farbsehen dient dazu, Formen voneinander abzugrenzen und die Orientierung möglich zu machen. Farbe ist nicht nur Ästhetik, Farbe hat eine Funktion. Farben haben eine Macht, sie wirken im Unterbewusstsein, lenken Gefühle während der Arbeit, beim Einkaufen oder bei Entscheidungen. „ Es reicht, eine Farbe nur einen Moment lang wahrzunehmen, damit sie ein vorhersehbares Verhalten auslöst.“ Andrew Elliot, Universität Rochester

Wahrnehmung von Farben
Eine Farbe wird, da sie einer bestimmten Wellenlänge entspricht, technisch von jedem Menschen gleich gesehen, jedoch unterschiedlich empfunden. Wie jeder Mensch ein eigenes Wesen hat, gehören auch bestimmte Farben zu ihm. Dies ist im Übrigen weiter abhängig von Alter, Geschlecht, Sehvermögen, gesundheitlichem Zustand und den Erlebnisverknüpfungen ( Assoziationen ). Hier entsteht ein subjektives Farbempfinden.
Farbforscher sind sich einig, dass Farben neben den erlernten auch angeborene Reaktionen bei Mensch und Tier auslösen.

Wirkung von Farben
Jede einzelne Farbe jedoch hat, gesehen oder nur vorgestellt, psychologisch ihre eigene faszinierende Wirkung, die spontane Stimmungen hervorruft und Gefühle von Menschen beeinflusst. Und niemand kann sich der Wirkung von Farben entziehen.
Farben können als Übermittler von Empfindungen benutzt werden, sie können aber auch Gefühle hervorrufen, Stimmungen erzeugen und auf seelische und körperliche Vorgänge Einfluss nehmen.

Farben bestimmen, wie wir uns fühlen
Die Farben bestimmen, wie wir uns in Räumen fühlen: ängstlich, missmutig und traurig oder gelöst, heiter und ungezwungen. Räume wirken durch eine entsprechende Farbgebung größer und höher oder enger und niedriger. In bestimmten Farben wird z.B. die Wartezeit über- oder unterschätzt.
Wir können die Farben und Ihre Wirkung nicht ignorieren oder ausblenden. Das ist ebenso unklug, wie sich durch Farben überreizen und beherrschen zu lassen. Es kommt also darauf an, die durch Farben ausgelösten Emotionen positiv gestalterisch zu nutzen, im Sinne -Emotionaler Intelligenz- einzusetzen.
Der modernen Psychologie geht es darum, eine möglichst eindeutige Beziehung zwischen den Farben als Erscheinung und den von Ihnen ausgehenden psychischen Verhaltensweisen im Denken, Fühlen und Handeln der Menschen zu erforschen.

Farbwirkung im Krankenhaus
Es ist daher nahe liegend, dass das Wissen um die Farbwirkung gerade im Krankenhaus auf Grund der enormen Anforderung an Ärzte und Pflegepersonal, sowie der physischen und psychischen Belastung der Patienten und deren Angehörigen eine enorme Rolle spielt.
Die Anforderungen an Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sind in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Patienten und Pflegepersonal erwarten eine angenehme und freundliche Umgebung. Hierbei kommt der farblichen Gestaltung eine besondere Bedeutung zu.
Eine gut durchdachte und auf bestimmte Situationen hin abgestimmte Farbgebung kann die Lebensqualität und die Wohlbefindlichkeit erheblich beeinflussen.

Farben dürfen im Krankenhaus nicht dem Zufall oder dem individuellen Geschmack Einzelner überlassen werden. Ein fundiertes Gesamtkonzept verhindert Einzelentscheidungen, die das Gestaltungsziel aus dem Auge verlieren und letztlich in endlosen, unerfreulichen Diskussionen enden, mit dem Ergebnis „des kleinsten gemeinsamen Nenners“.
Farbwahrnehmung ist besonders in Krankenhäusern eine hochemotionale Angelegenheit. Die Farbauswahl muss frei von subjektiven Neigungen getroffen werden. Jede Farbkombination muss auf die speziellen Nutzungsbereiche und Anforderungen hin abgestimmt werden. Eine Intensivstation stellt andere Anforderungen an die Farbgebung als eine Entbindungsstation oder ein Wartebereich. Es ist selbstverständlich, dass z.B. Bereiche für Kinder eine individuell auf die Erlebniswelt der Kinder abgestimmte Farbgebung verlangen.

Intensität der Farben
Die Intensität der Farben ist zu sehen im Zusammenhang mit der Verweildauer in den einzelnen Nutzungsbereichen. So ist eine kurze Verweildauer mit größerem Informationswert wie z.B. in Aufzugsvorhallen grundsätzlich anders zu behandeln, als  eine längere Verweildauer z.B. in Patientenräumen. In keinem Bereich sind so unterschiedliche Funktionen und Nutzungen zusammengefasst wie im Krankenhaus. Ohne das harmonisierende Gesamtkonzept zu verlassen, müssen die einzelnen Funktionsbereiche eine entsprechende Farbberücksichtigung erfahren.
Es bedarf daher einer gut überlegten und bewusst gestalteten farbigen Umgebung, die Stress und Ängste abbauen hilft und die Anspannungen von Mitarbeitern, Patienten und Angehörigen vermindert. Falsch und zufällig zusammengestellte Farbkombinationen lösen negative Stimmungen aus, schaffen Irritationen und vermitteln ein unattraktives Erscheinungsbild der Klinik.

Farben als Orientierungshilfe
Farben sollen darüber hinaus als bewusste Orientierungshilfe eingesetzt werden. So ist eine bestimmte Raumfunktion, wie z.B. ein Aufzugsvorraum, über alle Etagen hinaus als Erkennungsmerkmal mit einem Farbsignal zu behandeln. Farbig unterschiedlich behandelte Geschosse wirken dagegen eher desorientierend.

Attraktives Erscheinungsbild
Speziell bei Renovierungen älterer Gebäudeteile mit bestehenden Farbbindungen bietet Farbe die Möglichkeit, den Mitarbeitern, Patienten und Angehörigen ohne großen Kostenaufwand eine gute Optik zu vermitteln ( „Eine falsche Farbe kostet genauso viel wie eine richtige Farbe“). Gerade in Zeiten knapper finanzieller Mittel ist die Farbkonzeption eine preiswerte Möglichkeit, ein anspruchsvolles Gestaltungsniveau zu erreichen und damit Entscheidendes für das Image des Hauses zu tun.

Das Ziel ist es, sowohl bei Neubauten als auch bei Renovierungen und Umbauten ein sinnvolles, ausgewogenes, sorgfältig aufeinander abgestimmtes Farbkonzept zu entwickeln, dass positive Stimmungen erzeugt und ein niveauvolles Erscheinungsbild schafft. Wir setzen emotionale Akzente, die nicht vordergründig als modische Farbreize wirken.


Farbig von uns gestaltete Projekte waren Anlass wissenschaftlicher Untersuchungen. Hier wurde die Befindlichkeit von Probanden auf der Basis eines Polaritätenprofils differenzierter Farbgestaltung spezifischer Räume ausgewertet. Die Ergebnisse waren eindeutig. Es ergaben sich signifikant positive Unterschiede in der Bewertung im Vergleich zu nicht nach farbenpsychologischen Gesichtspunkten gestalteten Vergleichsräumen. Diese Ergebnisse und positive Rückmeldungen aus den Kliniken sind für uns Bestätigung und Ansporn in den Bemühungen, nichts dem Zufall zu überlassen, sondern über gezielte Farbkonzepte Lebensqualität und Gestaltungsniveau für Kliniken zu erreichen.


LKH Klagenfurt NEU
Klinikneubau

  • Investition: 314 Millionen Euro
  • Baubeginn: September 2006
  • Fertigstellung: 2010
  • Gesamte Nutzfläche: 71.000 m²

  • Farbkonzept: Janiesch- Farbenplanung  29. Juni 2006


    Farb- und Materialkonzept 

    Das vorliegende Farb- und Materialkonzept ist als übergeordnetes Rahmenkonzept zu sehen und teilt sich in die öffentlichen Bereiche Halle / Erschließer und in die internen Bereiche Pflege und Ambulanzen.
    Bei der Farbauswahl war bestimmend, dass Farben kalkulierbar und nicht beliebig einsetzbar und austauschbar sind. In ihrer  psychologischen Wirkung und dem ästhetischen Anspruch sind die  Farbkonzeptionen speziell auf die Nutzungsbereiche und die Architektur bezogen.

    Als Farbträger werden im Rahmenkonzept vorrangig die Böden verwendet, um die Orientierung zu unterstützen. Decken- und Wandfarben treten in den öffentlichen Bereichen bewusst zurück.
    Hier wird die klare Darstellung der Materialien in der Architektur aufgenommen: die Farbe der baulichen Elemente wird durch ihre Materialität bestimmt.
    Die Betonwände mit dem hohen Anteil an Glasausschnitten zu den Innenhöfen und der damit verbundene Sichtkontakt zur Außengestaltung (gelbe Sonnenschutzmarkisen, Gartenplanung) ist hier im Zusammenhang mit dem Farbkonzept zu sehen. Die bauliche Struktur ist damit klar ablesbar. Über reduzierte optische Farbreize und über erkennbare, beständige Eindrücke wird die natürliche Orientierbarkeit im Raum erhöht. In diesen Bereichen ist die Bodenfarbe grau. Im Zusammenhang mit der Markierung der orange-gelben Leitstellen wird ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Orientierung geschaffen, das auch aus der Distanz wahrzunehmen ist. Zusätzlich wird die Farbe Blau in den  Portalen zum Pflegebereich und als Hintergrund der Leitsymbole konsequent genutzt.
    Im Übrigen ist das Informations- und Leitsystem eng mit dem Farbkonzept aller Bereiche gekoppelt und ergibt in der Umsetzung einen eindeutigen Bezug.                                                                

    Die Festlegung der vier Bodenfarben im Zusammenwirken mit hellen Decken- und Wandfarben muss für die internen Bereiche keine einfarbige, monochromatische Anwendung bedeuten ( z.B. blauer Boden, weiße Decken und Wände ). Neben der psychologisch positiven Wirkung der Bodenfarben, lassen sich für bestimmte Bereiche wie Patientenräume, Intensivpflege, Untersuchungen, Behandlungen und Personalräume  weitere, notwendige  Farbreihen bilden.


    Zu den Bodenfarben:
    Die Bodenfarben sind für folgende Bereiche festgelegt: 

    Blau    Pflegebereich
    Blau als allgemein beliebteste Farbe bildet in ihrer ruhigen, erholsamen, entspannenden Grundstimmung eine ideale Basis in der Kombination mit Holz und weiteren möglichen Farbreihen für Patientenräume und  Intensivpflegestation, auch in Verbindung mit  geplanten Bildmotiven. Die Farbwirkung soll Heilung versprechen und nicht die Krankheit bestätigen.

    Gelb    Ambulanzen
    Gelb in der positiv stimulierenden und kommunikationsfördernden Wirkung, auch in Verbindung mit weiteren möglichen Farbreihen z.B. für Untersuchungen ( Deckenfarben ), ist für diesen Bereich geplant.

    Grün    OP-Bereiche
    Grün ist aus Gründen des Farbnachbild-Phänomens ( Wundfeld rot – Nachbild grün ) als Kompensationsfarbe bestens für die OP-Räume geeignet. In ihren Abstufungsmöglichkeiten  können so Leuchtdichtekontraste, die zusätzlich belasten, ausgeglichen werden.

    Grau    Öffentliche Bereiche
    Grau ist wegen der neutralen Wirkung in Verbindung mit Naturmaterialien und zur Steigerung der optischen Wahrnehmung der orange-gelben Leitstellen im Kontrast mit den Bodenfarben Blau, Gelb und Grün festgelegt.

    Holz    Speiseraum, Bürobereiche, Intensivpflegestation
    In der Naturwirkung ist Holz in seiner Anmutung ein sympathischer Kontrast zu den übrigen Bodenfarben.

    Patientenräume
    In Verbindung zum blauen Boden ( siehe oben: Blau – Pflegebereich ) ist im Hinblick auf eine längere Verweildauer in Kombination mit Weiß ein heller Gelbton für die Wandflächen gewählt, der in seiner Unaufdringlichkeit und positiven Assoziation  ein  entspannendes, lichtes Umfeld bildet. Dieses auch im Zusammenhang mit den farbigen Bildmotiven und dem gelben Sonnenschutz der Fassade.

    Da Farbwirkungen eine Stimmulationsebene treffen, die auch subjektive Meinungen bilden kann und damit die Gefahr besteht, eine zusammenhängende Farbkonzeption zu zerstören, ist die Einhaltung des Gesamtkonzepts unbedingt  nötig.

     

    Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier
    Klinikneubau

  • Bestand und Umbau im Bestand - Zielplanung
  • Baubeginn: September 2006
  • Nutzfläche  19.520 m²

  • Erweiterungsbau - Fertigstellung: 2010
  • Gesamte Nutzfläche:  15.440 m²

  • Farbkonzept: Janiesch- Farbenplanung  29.Juni 2006

    Farb- und Materialkonzept 

    Der optische Zusammenhang zwischen Neubaumaßnahme und Bestand, sowie die Bedeutung der Farbwirkung auf die Befindlichkeit von Patienten, Besuchern, Ärzten und Pflegepersonal waren der Grundpfeiler des Farbkonzepts für das Klinikum Mutterhaus.
    Ein erfolgreiches Farbkonzept setzt voraus, dass Farben nicht dem Zufall oder dem Geschmack Einzelner überlassen werden dürfen. Die Kalkulierbarkeit von Farbwirkungen und der Bezug zu den einzelnen Raumnutzungen sind die Voraussetzung für ein langfristiges, sich nicht der Mode unterordnendes ganzheitliches  Farbkonzept.
    Weitere Gesichtspunkte zum Farbkonzept sind in: „muz“ mutterhaus zeitschrift 24. Ausgabe – Dezember 2008, www.mutterhaus.de und unter „Farbe im Krankenhaus“ in dieser Homepage nachzulesen.

    Mitentscheidend für die Planung des Bestandes war die Einpassung der Farbkombinationen in die nicht zu verändernden Farben  und Materialien des Bestandes, sowie die Organisation der Gestaltungsmaßnahmen in einem Farbraumbuch, das die Durchführung auch in zeitlich versetzten Teilbereichen für einen längeren Zeitraum möglich macht.  
    Die besonders gute Zusammenarbeit mit dem Innenarchitekten und dem planenden Architekten hat dazu beigetragen, das Farbkonzept im vollen Umfang reibungslos zu realisieren.

    Da Farben eine starke emotionale und subjektive Bedeutung für den einzelnen Menschen haben, war eine sorgfältige und anschauliche Präsentation des Farbkonzepts erforderlich. Die  Information über die Farbmaßnahmen erfolgte in mehreren Schritten im Gesamtvortrag und in einzelnen Arbeitsgruppen. Durch Information und anschauliche Argumentation wurde  die Überwindung persönlicher, subjektiver Bindungen zu Farben im  Sinne eines übergeordneten Farbkonzepts ermöglicht.

    Als besonders sinnvoll hat sich bis heute der „Arbeitskreis Farbe“ erwiesen. Er setzt sich zusammen aus Vertretern des Bauherrn, Ärzten, Pflegepersonal, den Architekten und dem Innenarchitekten. Hier werden alle offenen Fragen, Sonderwünsche und Anpassungen im Sinne des  Farbkonzepts koordiniert.

    Die ersten Farbkombinationen sind bereits zu sehen und wir freuen uns auf Ihre Reaktionen und Meinungen.

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